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50 Jahre Schulpsychologie in Baden-Württemberg

Was 1966 mit den ersten fünf Bildungsberatungsstellen im ländlichen Raum begann, hat sich bis heute zu einem flächendeckenden System mit 28 Beratungsstellen in Baden-Württemberg mit ca. 200 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen entwickelt.

Anlässlich dieses 50-jährigen Jubiläums der Schulpsychologischen Beratung in Baden-Württemberg hatte der Landesverband der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen Baden-Württemberg e.V. am 4. März 2016 zur Festveranstaltung in den Weißen Saal in Stuttgart eingeladen.
Unter dem Motto "Was war - was ist - was sein wird: 50 Jahre für Schüler und Schule" feierten ca. 200 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen mit weiteren Gästen aus ganz Deutschland. Auch viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen waren dabei und freuten sich sichtlich über das Wiedersehen.
Mit Vorträgen, Interviews und Theatereinlagen wurden die vergangenen 50 Jahre der Schulpsychologie Baden-Württembergs eingeordnet und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt. Staatssekretärin Marion von Wartenberg erinnerte an die Arbeit des Landtags-Sonderausschusses "Konsequenzen aus dem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen - Jugendgefährdung und Jugendgewalt" von 2009 und damit an eine der schwersten Bewährungsproben der Schulpsychologie in den letzten Jahren. Sie stellte fest, dass die Herausforderungen an die Schulpsychologie immer weiter wachsen. Ganz aktuell bieten die Beratungsstellen z.B. Fortbildungen und Supervisionsgruppen für Lehrkräfte aller Schularten zur Arbeit mit Kindern aus Flüchtlingsfamilien bzw. unbegleiteten Minderjährigen an. Auch die Ausbildung von Beratungslehrkräften wird von den 28 Beratungsstellen im Land geleistet. Damit hat die Schulpsychologie heute einen festen Platz in der Unterstützung des Systems Schule.
Udo Ebert, Psychologiedirekter a.D., beleuchtete als ein langjähriger Referent für Schulpsychologie am Regierungspräsidium Karlsruhe den historischen Kontext, Hintergründe und Widersprüche der baden-württembergischen Schulpsychologie. Stefan Drewes, Vorsitzender der Sektion Schulpsychologie des BDP gab einen prägnanten Überblick zu den aktuellen Schwerpunktthemen und den Errungenschaften der Schulpsychologie in Deutschland und würdigte in diesem Zusammenhang die gewachsene Struktur und den Stand der Schulpsychologie in Baden-Württemberg. Gleichzeitig zeigte er anhand aktueller Trends in der Gesellschaft auf, welchen Herausforderungen sich die Schulpsychologie in Deutschland in Zukunft stellen muss und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind. Einen Einblick in die spannenden Möglichkeiten anwendungsbezogener schulpsychologischer Forschung erhielten die Gäste durch den Vortrag von Frau Professor Dr. Caterina Gawrilow, die den Arbeitsbereich Schulpsychologie an der Universität Tübingen leitet und eng mit dem 2012 gegründeten und räumlich ebenfalls an der Uni Tübingen angesiedelten Kompetenzzentrum Schulpsychologie zusammenarbeitet. Sie zeigte anhand aktueller Projekte anschaulich auf, wie Forscher und Praktiker durch gute Kooperationen für ihr jeweiliges Tätigkeitsfeld voneinander profitieren können.
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war die Interviewrunde mit zwei Zeitzeugen der Anfangsjahre der Bildungsberatung - Prof. Dr. Kurt Aurin und dem per Videobotschaft zugeschalteten ehemaligen Referenten für Schulpsychologie im Kultusministerium Dieter Pfau - die mit ihren über 90 Jahren erhellende Anekdoten aus den Aufbruchsjahren erzählen und die damaligen mit den heutigen Entwicklungen kontrastieren konnten. Abgerundet wurde das Interview durch die Eindrücke und Einschätzungen von Corinna Ehlert, die als Referentin für Schulpsychologie im Kultusministerium den großen Aus- und Umbau der Schulpsychologie der letzten Jahre mit Umsicht begleitet hat. Eine Quintessenz aller zurück- und nach vorn blickenden Beiträge war die Botschaft, dass eine quantitativ weiterhin so kleine Berufsgruppe wie die Schulpsychologie sich innerhalb des Gesamtsystems Schule nur dann wird behaupten können, wenn es ihr gelingt, den inneren Zusammenhalt zu wahren und gleichzeitig konstruktiv und vertrauensvoll, aber auch beharrlich ihre Kompetenzen in die Beratung und Weiterentwicklung des Systems Schule einzubringen.
Mit ihren 50 Jahren zeigt sich die Schulpsychologie als erfahrene und gleichzeitig junge und dynamische Disziplin, die immer wieder aktuelle und brennende Fragen rund um Unterricht und Schule aufgreift und durch vielfältige Unterstützungsarbeit ihren Beitrag in einer sich stetig wandelnden Bildungslandschaft leistet. Die Schulpsychologie in Baden-Württemberg zeigt sich mit ihrem großen Einsatzbereich, ihren vielfältigen Erfahrungen und einem ausgeprägten Wir-Gefühl den vielen neuen Anforderungen gewappnet.